Digital-Umbau in der Praxis - der Umbau einer Lok

Wie geht man nun beim Umbau einer Lok vor? Ein paar Tipps für den elektrotechnisch versierten Modellbahner

Viele Modellbahner möchten ihre Loks selber digitalisieren. Nicht nur, um Kosten zu sparen, sondern auch um diese Erfahrung gemacht zu haben und zu sehen, ob man es schafft. Man lernt nur mit den Aufgaben, die man sich stellt. Sollte es scheitern, ist man eben um eine Erfahrung reicher.

Wenn man elektrotechnisch etwas begabt ist und Verständnis dafür mitbringt, kann ein Digitalumbau durchaus gelingen. Deshalb gebe ich ein paar Tipps bevor es ans Werk geht. Profitieren Sie von meinem Wissen als Fachwerkstatt.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Die fertig gestellte Lok. Telexkupplung, neuer Motor, flackerfreie Beleuchtung, Schnittstelle, moderner Decoder.

Digitalumbau Schritt für Schritt
stark abgenutzte Märklin Lok - ein Umbau auf HLA scheidet aus!

Wurde die Lok nach den Kriterien der vorherigen Seite bewertet? Lohnt es sich also, diese Lok umzubauen?

Diese 81er ist in gutem Zustand. Die Laufleistung war noch nicht so hoch, die Räder und Zahnräder sind in sehr gutem Zustand. Da ist ein Umbau auf einen digitalen HLA sinnvoll. Gleichzeitig könnte man eine Telexkupplung einbauen und diese mit einem modernen Decoder schalten oder sogar eine Walzerfunktion einprogrammieren.

Digitalumbau Schritt 1: Lok prüfen und ggf. reinigen

Vormals hatte die Lok nur Kupplungshaken. Der Platz für eine Telexkupplung älterer Bauform ist vorhanden.

Die Ersatzteile im Bild. - - - Link zum Verkauf.

Alternativ lässt sich in diese Öffnung auch eine SYMOBA 111 mit Schächten 103 montieren. In diesen Schacht könnte man dann auch eine Telexkupplung E117993 neuer Bauform einstecken. Möglich ist beides. Entscheiden wir uns hier für die Märklin Version.

Die Variante mit SYMOBA 111+103 passt in die 81 gleichermaßen wie in die 260.

gereinigtes Fahrgestell wartet auf neue Komponenten

Die Lok wird zunächst getestet, danach demontiert: Ist der Motor verharzt? Dann steht eine genaue Reinigung bevor! Es bringt nichts, wenn man einen neuen Motor in eine verharzte Lok einbaut.

Dann werden alle Kupplungsteile und Glühlampen entfernt, schließlich alle Kabel abgelötet.

Die Anschlussplatte für den Mittelleiter wird mit einem neuen Kabel versehen, die Telex Spulen werden gesteckt und befestigt. Die Kabel dieser Spulen müssen lang genug sein, um bis zur Verteilerplatine zu führen. Wenn man die Kabel selbst anlötet, müssen die Lötzeiten unter 0,5 Sekunden liegen. Die Kontakte sind winzig und mögen keine Hitze. Die eine Spule ist hier zum Test ohne Kabel eingelegt.

Wichtig bei Dampfloks ist außerdem, dass das Gestänge in Ordnung ist. Wenn ein Rad lose oder verdreht ist, wird eine Treibstange blockieren. Das kann zur Folge haben, dass die Lok im hohen Bogen vom Gleis fliegt. Das ist sehr gefährlich und sollte nicht unterschätzt werden.

Deswegen muss man Dampfloks besonders gut prüfen, wenn man sie umbaut.

Lampen mit Massekontakt müssen ersetzt werden

Die Beleuchtung einer Digitallok soll flackerfrei sein. Deshalb dürfen die Lampen keine direkte Verbindung zur Masse haben. Isolierte Lampenfassungen müssen eingebaut werden.
In die Lampenfassungen mit Schraubgewinde werden neue Lampenfassungen 276770 eingepresst. Die Kabel dieser Fassung sind für das hintere Licht zu kurz. Sie müssen verlängert werden. Die Kabelverlängerung erfolgt vor dem Einpressen!
Wichtig ist, dass man diese verlängerten Kabel gut isoliert. Auf dem Foto sieht man, dass die Lötstellen mit Schrumpfschlauch isoliert wurden. Das gibt eine sichere Isolation. Nichts darf mit Masse Kontakt haben, sonst kann schnell der Decoder zerstört werden. Denn ein Kabel der Lampe wird zur Versorgungsspannung des Decoders führen.

Funktionsplanung: 2 Lampen + Telex = 4 Funktionen

Die vordere Lampe ist nah an der Schnittstellenplatine. Dort sind die Kabel lang genug.

Die hintere Spule wurde gerade montiert. Die Kabelfarben sind grünbraun und orange. Die Fassung 276770 wurde jetzt gesteckt.

Die blaue Drossel wird nicht mehr benötigt. Sie wird noch entfernt.

ein neuer Motor ist montiert

Die vordere Telexspule wird hier eingefädelt. Außerdem sieht man, die Anschlussplatte des Schleifers mit einem roten Kabel.

Schnittstellenplatine nach NEM652

Vorne mit schwarzen Kabeln, wie sie Märklin ab Werk an der Spule 214050 hatte.

Zusätzlich baue ich in alle Loks eine Schnittstelle ein. Immer. Direkte Verkabelung war gestern. Wenn der Decoder getauscht werden müsste, wäre die komplette Lok neu zu verdrahten. Das kostet viel zu viel Zeit. Auch für den privaten Modellbahner. Man sollte also wenigstens eine Rasterplatine anfertigen, auf der alle Anschlüsse, die Drosseln und ein Steckverbinder untergebracht sind. Es wird zum Schluss ein ESU-Decoder eingebaut, der einen 8-poligen Stecker hat. Dementsprechend muss die Platine bestückt sein.

ESU Decoder LokPilot 4.0

Hier die eingebaute Leiterplatte. Die Schraube zur Befestigung stellt gleichzeitig die Masseverbindung her. Alle Anschlusskabel können an Lötflächen angelötet werden.

Märklin Lokdecoder 60962

Der neue Motor wird eingebaut, auf leichten Lauf getestet, bevor die Bürsten eingebaut werden. Welche Motoren passen, dafür habe ich auf meinen Seiten auch Informationen gegeben. Dann erfolgt ein Test des Motors mit einem Gleichstromtransformator. Die Stromzuführung kann provisorisch hergestellt werden. Wichtig wäre herauszufinden, wo der Pluspol des Motors für Vorwärtsfahrt ist. Dort wird das grüne Kabel nach Märklin Farbschema angelötet. Gleichzeitig weiß man, dass die Lok fährt und wie sie jetzt fährt.

Zwei Drosseln wurden nicht vergessen. Sie sind direkt auf der Schnittstellenplatine angeordnet. Dadurch hat der Lokführer mehr Platz im Führerstand. Außerdem kann man die Bürsten leichter erreichen.

In die Lampendrähte kann man leichte Knicke machen, damit der Kontakt verbessert wird und sie fester sitzen.

Erst jetzt ist die Lok soweit fertig gestellt, dass der Decoder ausgepackt werden kann. Erst jetzt. Nun muss man sich vorher elektrostatisch entladen. Vielleicht am Heizkörper. Als Fachwerkstatt benutze ich einen antistatischen Arbeitsplatz, mit dem auch der Lötkolben verbunden ist. Die Decoder können sonst zerstört werden.

Zum Schluss erfolgt das Einstellen des Decoders. Wenn man einen ESU-Lokpilot ab V4 einbaut, müssen 5 Motorparameter eingestellt werden und einige andere Werte. Dazu eignet sich der Lokprogrammer sehr gut. Es ist in jedem Fall zu empfehlen, dieses Gerät zu beschaffen. Man erleichtert sich damit die Arbeit wesentlich. Übrigends ist keine Lok wie die andere: Wenn sie zwei baugleiche Lokomotiven haben: die eine wird anders fahren als die andere. Sie müssen die Motorwerte für jede Lok getrennt einstellen! Mit „copy and paste“ kommt man da nicht weit – es sei denn, die Ansprüche sind gering. Aber sind sie das wirklich? Dann hat sich der Umbau auf HLA nicht gelohnt…

Kalkulieren Sie also zum Einstellen der Lok noch einmal 2 Stunden ein. Manchmal genügen auch 15 Minuten. Aber wenn man denkt, es ginge mal schnell… Da beginnt man in Fahrstufe 1 und stellt fest: Lok ruckelt. Das muss sich ändern. So geht es los und es benötigt Zeit, bis alles eingestellt ist.

 

 

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